int(9) array(2) { ["uid"]=> int(23) ["nav_title"]=> string(22) "High School Costa Rica" } Erfahrungsbericht High School - Schüleraustausch Costa Rica: Staatliche Schule mit Wahl, Cartago

High School Costa Rica: Erfahrungen

Vorname:
Lorenz
Alter:
17
aus:
Heidelberg
war:
für ein Semester in Cartago, , Costa Rica
Schultyp:
Staatliche Schule mit Wahl

Hier der Bericht von Lorenz:

Was waren für dich die drei größten Unterschiede zwischen Zielland und Deutschland?

Essen, anderes Verständnis von "Zeit" und "ängstlicher".

1) In Costa Rica gibt es meiner Meinung nach eine recht gute bürgerliche Küche. D.h. es gibt viel Reis mit Fleisch und das in allen möglichen Varianten. Es gibt auch mal Kartoffeln mit einer Art Fleisch-Ragout und Soße, aber selbst zu so einem Gericht wird Reis gegessen. = Viel Reis

Ich würde deshalb aber nicht sagen, dass die Küche nicht abwechslungsreich ist, sondern nur, dass einfach mehr mit Fleisch und Reis variiert wird. Weniger mit irgendwelchen vegetarischen Gerichten.

2) Mit "Zeitverständnis" meine ich, dass Costa Ricaner (kurz "ticos") nicht wirklich Wert auf Zeit legen. Normalerweise leidet darunter die Pünktlichkeit. Man ist abends um 6 verabredet und normalerweise trifft die Mehrheit der Leute ab frühestens halb 7, normalerweise aber erst gegen 7 ein. Natürlich gibt es auch pünktliche Menschen, aber das ist eher die Minderheit.

Natürlich ist dabei aber sehr schön, dass sie dann auch immer Zeit haben. Man nimmt sich Zeit für den Bus, der auch keine festen Abfahrtszeiten hat, sondern letztenendlich einfach irgendwann fährt. Es gibt aber unglaublich viele Busse dort, deshalb fährt eigtl. auch immer ein Bus ab. Man trifft einen Bekannten und quatscht mit dem einfach ein Weilchen auf der Straße, viel länger noch als hier in Deutschland mal ein "hallo". Selbst wenn man sich nicht so gut kennt, man geht einfach herzlich miteinander um und erzählt und quatscht und tut und macht...

 3) "Ängstlicher" ist eigtl auf die höhere Kriminalität bezogen.

Costa Rica gehört zwar zu einem der am weitesten entwickelten Ländern in Mittelamerika, dennoch ist es verglichen mit Deutschland ein 3. Welt-Land, ein Entwicklungsland. Entsprechend ist auch die Kriminalität mit Lateinamerika verglichen zwar klein, aber mit Deutschland verglichen doch relativ hoch. (Allerdings ist mir NIE auch nur annähernd irgendwas passiert, ich wurde nicht mal doof angemacht, was ich sogar in Deutschland ab und zu habe )

Ich habe in Cartago gewohnt, was direkt neben San Jose (die Hauptstadt) liegt und kannte einige Freunde, die trotz einer nur 20km großen Entfernung noch nie in der Hauptstadt waren, denn es ist "zu gefährlich". Auch Weggehzeiten bei 18-Jährigen sind nicht vergleichbar, sondern ein 18-jähriger Tico kann sich mit seinen Freiheiten und in generell allen möglichen Sachen mit einem 16-Jährigen Deutschen vergleichen...

Woran denkst du als erstes, wenn du an deinen Auslandsaufenthalt denkst?

Ich würde sagen an eine sehr gute Zeit generell... ;)

Ich denke an meine Freunde, denn von denen hatte ich dort wirklich sehr viele, weil die einfach so herzlich sind dort. Außerdem denke ich auch viel an meine Gastgeschwister. Ich hab in Deutschland nämlich keine und umso mehr sind mir meine Gastgeschwister ans Herz gewachsen.

Ansonsten denke ich an eine Schönheit der Natur, wie ich sie bisher noch nie gesehen habe ... !!!

Was hat dir besonders gut gefallen?

Meine Reisen. Unsere Reise nach Panama mit Frau Rodriguez war total genial. Das hat wirklich super viel Spaß gemacht, das würde ich auch jederzeit jedem weiterempfehlen. Panama ist einfach nochmal anders als Costa Rica, das sollte man sich nach Möglichkeit auf jeden Fall anschauen !

Sonst habe ich mir einfach ab und zu meine deutschen Freunde geschnappt und bin mit denen an Ostern oder einfach mal an einem Wochenende irgendwo hingefahren (meine tico Freunde hatten leider nicht das Geld zum Reisen). Diese Reisen waren immer total spannend. Man musste immer ALLES alleine organisieren, da war auch nichts mit Englisch. Wenn man irgendwo in der Pampa ist können die Leute in Costa Rica eben doch kein englisch mehr... Und Spaß macht es natürlich jede Menge, das kann sicher jeder verstehen, wenn man einfach mit ein paar Freunden am Wochenende ans Meer fährt...

Wie sieht ein typischer Schultag aus? War es leicht, Klassenkamerad/innen kennen zu lernen?

Erstmal: Ich habe eine halbprivate Schule besucht, d.h. der monatliche Beitrag betrug etwa 15€ und selbst für dortige Verhältnisse ist das nicht viel. Verglichen sind 15€ vom Wert vielleicht so 30-40€...

So, jetzt zu meiner Schule!

Freunde kennenlernen ist bzw. war überhaupt kein Problem! Das ist es übrigens nie, sowohl in der Schule als auch ausserhalb findet man innerhalb kürzester Zeit wirklich viele Leute, mit denen man etwas unternehmen kann. Ob daraus jetzt wirklich Freundschaften in dem Sinne werden ist natürlich eine andere Frage...

Schule geht um 7 los. Ich hatte 2 Mal bis 1 Schule, 2 Mal bis 4 und 1 Mal bis 2:30. Es ist definitiv mehr Unterricht als in Deutschland.

Wer sagt Schule in Costa Rica sei total einfach und eigentlich auch nur durchgehend ausruhen, der hat vielleicht Recht was den Unterrichtsstoff betrifft, aber was die Schulaufenthaltszeit betrifft, ist man dort leider viel schlechter dran.

Man hat immer Doppelstunden à 2x40min ohne Pause, erst danach gibt es die erste Pause mit 5min. Dann folgen wieder 80min Unterricht - 10min Pause - 80min Unterricht - 30min Mittagspause - 80min Unterricht - 5min Pause und so weiter...

Ein Tag bis 4 Uhr Schule zu haben sind also 12 Einheiten à 40min was echt nicht ohne ist, vor allem weil die Pausen bis auf die Mittagspause nicht der Rede Wert sind.

Unterricht sieht (oft) so aus, dass man für eine Aufgabe, die etwa 40min beansprucht einfach 80min bekommt. Die Lehrer machen dann ihre eigenen Sachen... D.h. man arbeitet 40min und die anderen 40min sitzt man nur da, hört Musik, redet mit Freunden.

Mein Schultag an sich hat damit begonnen, dass ich um 5:15 aufgestanden bin, weil ich auf dem Dorf mit einer nicht so guten Busverbindung gewohnt habe und jeden Tag 25min vor Unterrichtsbeginn in der Schule war, sonst wäre ich immer 20min zu spät gekommen. Schultag ist dann sehr locker, aber lang und danach stehen dann total viele Busse vor der Schule und jeder fährt nach Hause oder einzelne Gruppen gehen noch zusammen was essen.

Leider sind Gruppen, die an normalen Schultagen (nicht freitags) zusammen etwas essen gehen ziemlich selten. Man trifft sich nach der Schule kaum, ausser um ein Referat für die Schule zu machen.

Also gehts ab nach Hause, ich war dann oft noch im Fitnessstudio, damit ich mich wenigstens irgendwie bewegen konnte, weil Vereine sind dort (abgesehen von Fussball) sehr selten. Nach dem Sport gings ab die Post nach Hause und immer früh schlafen, denn am nächsten Tag klingelte mein Wecker pünktlich um 5:15... =P

Leben in der Gastfamilie oder im Internat: Was ist ganz anders als zu Hause?

Ich war in einer Gastfamilie, in der die Mutter streng katholisch war. Das habe ich in Deutschland nicht. Dort waren Sachen wie beten vor dem Essen und bevor man mit dem Auto losgefahren ist auch normal. War für mich zwar ungewohnt, aber keinesfalls ein Problem oder störend und selbst wenn, hätte ich mich anpassen müssen, nicht umsonst bin ich ins Ausland gefahren ;)

Dort gibt es auch noch einen gewaltigen Unterschied, der sich Fernsehverhalten nennt. Dort wird immer wenn man isst Fernsehen geschaut. Es gibt auch nur ab und zu ein wirklich gemeinsames familiäres Essen (am Wochenenden immer), sondern es gibt Essen im Kühlschrank und eine Mikrowelle um das Essen dann warm zumachen. Das ist alles was man braucht oder zum Abendessen, wenns mal nicht warm war, dann gabs Weißbrot, Schinken, Käse, dass man sich dann in einem Toasti-Gerät gebacken hat. Das war immer total lecker ;)

Ansonsten hat Gastmama abends auch einfach mal noch ein Stück Fleisch gebraten. Reis gabs ja immer, weil die einen Reiskocher hatten und jeden Tag Reis gekocht haben...

Gastmama hat bei mir übrigens alles gemacht. In Costa Rica herrscht immernoch die ganz klare Verteilung: Frau in die Küche. Nicht, dass ich das befürworten würde, aber es ist so. Auf deutsch: Mama kocht immer und alles, meistens darf man sich noch nichtmal selbst das Essen warm machen, ausser sie ist nicht da. Sie wäscht, sie bügelt, sie macht also alle "Hausfrauen"-Jobs. Beim Putzen hatte sie allerdings Unterstützung durch 2 Damen, die mit geputzt haben. Das ist manchmal sehr angenehm zugegebenermassen, aber ich bin in Deutschland mehr gewohnt, ich koche sogar 2-3 Mal die Woche selbst für die Familie und dort durfte ich mir zuweilen nicht mal selbst einen Teller warm machen, weil meine Gastmama mir das Essen auftischen musste/wollte und das, obwohl sie vorher noch mit meinem Gastvater gemeinsam vor dem Fernseher saß. Sie steht dann wirklich nur auf um mir Essen zu geben... Wenn ich so wieder darüber nachdenke, dann finde ich das nach wie vor total komisch diese Mentalität...

Wie hast du die außerschulische Zeit verbracht?

Meine außerschulische Zeit... das lässt sich ganz einfach zusammenfassen. Unter der Woche war ich entweder im Fitnessstudio trainiern, bin Salsa tanzen gegangen oder war einfach nur zu Hause und hab auch ein bisschen Fernsehen geschaut. Ab und zu war ich mal mit deutschen Freunden in einem Café zum erzählen. Mehr war da gar nicht...

An Wochenenden habe ich ab und zu Ausflüge mit deutschen Freunden unternommen oder habe mich mit Tico Freunden getroffen und mit denen gefeiert oder was auch immer gemacht. Letztenendlich ist es dann an Wochenenden vergleichbar mit den Wochenenden in Deutschland. Mal zu Hause sein mit der Familie, mal ganz locker in eine Bar oder ein Café gehen oder auch mal richtig auf eine Party. Also wirklich der ganz vertraute ähnliche Ablauf ;)

 

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