High School Südafrika: Erfahrungsberichte

Vorname:
Stefanie
Alter:
17
aus:
Sanitz bei Rostock
Schultyp:
Staatliche Schule

Hier der Bericht von Stefanie:

Ein Leben in Kapstadt

Jeder, der sich entscheidet für einen Austausch nach Südafrika zu gehen, sollte sich von vornherein gründlich informieren, denn auch wenn dieses Land mit natürlicher Schönheit lockt - die Schattenseiten versteckt es nicht...

Die Unterschiede zu Deutschland sind in manchen Bereichen wirklich gewaltig- positiv als auch negativ. Als sehr positiv habe ich die Einstellung der Menschen wahrgenommen. Südafrikaner sind sehr herzliche und hilfsbereite Menschen und schaffen es schnell die etwas sturen Deutschen mit ihrer Mentalität anzustecken! :)

Es gibt aber leider auch Leute, die sich an die Zeit der Apartheid klammern und demnach Weiße im Allgemeinen nicht unbedingt akzeptieren und diese Verachtung auch spürbar machen. Auch die drastischen Lebensunterschiede sind manchmal sogar in einer einzigen Straße sichtbar und es kommt dann doch sehr oft vor, dass auf der Straße oder sogar am Tor nach Geld oder Essen gebettelt wird. Die Unruhen des Landes und der Politik sind also noch spürbar und man kann sich also manchmal doch recht fehl am Platz fühlen, aber sollte sich mit diesem Problem gedanklich schon vorher so gut beschäftigt haben, damit es einen nicht zu sehr beeinflusst.

Die Kriminalität in Südafrika ist weltbekannt und man merkt die Freiheitseinschränkungen deutlich. Es ist nicht immer sicher sich morgens um 3 nach einem Clubbesuch auf der Straße rumzutreiben. Und vor allem nie allein, denn auch wenn man sich nach einer Weile sicher fühlt, sollte man nie vergessen, dass man kein Einheimscher ist und dementsprechend immer ein Risiko trägt für andere ZU interessant zu sein. Aber auch an diese Umstände kann man sich als flexibler Mensch schnell gewöhnen. Sehr offensichtlich ist der Unterschied in der Landschaft. Südafrika gehört mit Abstand zu einem der schönsten Länder der Welt und Jeder wird sich von der natürlichen Schönheit definitiv angesprochen fühlen.

Doch es ist nicht nur die Schönheit Afrikas, die mich nachhaltig immer noch träumen lässt. Mir haben es vor allem die Menschen angetan. Es mag auf die Region ankommen, aber mir wird vor allem nach meiner Wiederkehr klar wie wunderbar Südafrikaner sind. Man wird schon in kürzester Zeit in den engsten Kreis aufgenommen und immer tatkräftig unterstützt.

Diese Menschen haben meinen Austausch also sehr besonders gemacht, denn auch wenn es nicht immer so rosige Zeiten gab erinnere ich mich an Südafrika als ein Land der totalen Gastfreundschaft.

Ein Erlebnis ist allerdings der Schulaufenthalt. Ich teilte das Schicksal mit einer weiteren Deutschen auf eine ausschließlich farbige Schule zu gehen und der dementsprechende Mittelpunkt zu sein. Tag für Tag. Die Begeisterung nahm nie ein Ende, was für schüchterne Menschen am Anfang wohl sehr angsteinflößend sein könnte. Jedoch sollte man sich überlegen: wann im Leben kriegt man je wieder sooo viel Aufmerksamkeit? :)

Der Schultag startet, wie auch hier, um 8 und endete unter der Woche um 14.30 und am Freitag um 12.30. In Südafrika belegt man nur 6 Fächer, die also jeden Tag auf dem Stundenplan stehen was manchmal sehr langweilig sein kann. Nach der Schule gab es dann verschiedene AGs- hauptsächlich Sport. An bestimmten Tagen wie Valentinstag werden bestimmte Programme zur Unterhaltung zusammen gestellt.

Besonders war für mich die Versammlung am Montag Morgen in der großen Halle. Eine halbe Stunde nachdenkliche Reden, Gebete oder Neuigkeiten in Englisch oder Afrikaans. Es ist beeindruckend wie eine Masse von Schülern in der einheitlichen Schuluniform da sitzt und gespannt einer einzigen Person die Aufmerksamkeit schenkt.

Wunderbar war auch mein Leben in der Gastfamilie- das Haus meine Oase. Als Einzelkind in einem afrikanischen Haushalt mit 3 Kindern zu leben war anfangs eine echte Herausforderung. Vor allem weil es nicht bei uns 6 Leuten blieb... Es war eine Selbstverständlichkeit mit Gemeindemitgliedern das Haus zu teilen und so liefen die Menschen ein und aus. Das war dann manchmal doch recht anstrengend und aufwühlend, wenn man sich mal zurück ziehen wollte. Auch das Essen war eine Umstellung, da man dort gern Kartoffeln und Reis zusammen ist und es wöchentlich mindestens einmal das Gericht Curry oder Massen an Hühnchen gab! Doch all das hat man nach ein paar Wochen schon nicht mehr so extrem wahr genommen, sondern sich nur noch in der Liebe und Herzlichkeit umher bewegt!

Zum Freizeitprogramm gehörte hauptsächlich Kirche. Für einen total unreligiösen Menschen wie mich war das doch eher merkwürdig. Auch wenn ich mich nach wie vor nicht freiwillig in eine deutsche Kirche setzen würde, habe ich es in Südafrika mit einer vollen Begeisterung getan. Man erlebt Menschen von einer ganz anderen Seite und der Gottesdienst ist von Gesang und Tanz geprägt. Ein Erlebnis, das noch nachhaltig wirkt.

Im Allgemeinen kann ich natürlich nur von meinen Erfahrungen sprechen, aber Südafrika war das Beste, was mir je passiert ist. Es hat mich sehr geprägt - die Schattenseiten eines Landes vor der Haustür zu erleben, aber auch eine Kultur kennen zu lernen, die so offen und inspirierend ist. Ich bin stolz diesen Schritt gemacht und (Dank GLS) gemeistert zu haben und hoffe in jedem Leser ein bisschen Neugierde geweckt zu haben. Vielleicht sogar dem Einen oder Anderen Südafrika so nahe gebracht zu haben, dass er es einem Austausch nach Amerika vorzieht, denn diese Kultur ist vielleicht nicht vergleichbar mit einer Weltmacht, aber hat ganz sicher einen Zauber, dem man sich anvertrauen darf!

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