Austauschjahr Großbritannien: Erfahrungsberichte

Vorname:
Marie
Alter:
18
aus:
München
Schultyp:
Staatliche Schule mit Wahl

Hier der Bericht von Marie:

 

Was waren für dich die drei größten Unterschiede zwischen Zielland und Deutschland?

die schule: kleinere klassen, familiäre und freundlichere atmosphäre als in deutschland, die lehrer waren im durchschnitt engagierter und schülernäher, das niveau variierte von fach zu fach: in französisch, wie in allen sprachen, war der leistungsstandard niveaulos, in mathematik leicht unter deutschem level, in den naturwissenschaften und geschichte stellen die engländer höhere anforderungen. ausserdem bieten sie neben den "Standardfächern" auch noch außergewöhnliches wie "food technology", "textiles",...an.

selbstständigkeit: trotz fürsorglicher gastfamilie musste ich mich um vieles einfach selber kümmern und selbst herausfinden und erforschen: am ersten tag selber in die schule finden, die bus id beantragen, die finanzen regeln,...

das essen: die engländer haben sich schon stark gebessert im vergleich zu den gerüchten, die über ihre küche kursieren, trotzdem... das essen in meiner gastfamilie war in ordnung, pizza, nudeln, curry,... wenn auch wenig "gemüsig" und "salatig". was mir wahnsinnig fehlte war gutes obst und an einem langen schultag mein pausenbrot. richtiges brot im gegensatz zu dem wabbeligen englischen toast ging mir einfach ab, gutes obst ist sehr teuer. marks & spencers war eine sehr gute anlaufstelle für den "pausenbrotersatz", aber natürlich auch dementsprechend teuer...

Woran denkst du als erstes, wenn du an deinen Auslandsaufenthalt denkst?

an all die interessanten menschen, die mein jahr in england geprägt haben: meine außergewöhnliche gastfamilie, die mich an ihrem leben hat teilhaben lassen und voll und ganz integriert hat; all die lehrer, die die begeisterung und freude für ihr fach vermittelt haben; und natürlich meine freunde, v.a. die lebenslustigen und energiegeladenen brasilianischen austauschschüler, die an unseren "deutschen tugenden", wie z.B. der pünktlichkeit, scheiterten und verzweifelt versuchten uns etwas von ihrem lebensgefühl zu vermitteln. als konsequenz verzweifelten all meine freunde in münchen als ich nach meiner rückkehr immer mindestens 15 min später erschien als vereinbart...

Was hat dir besonders gut gefallen?

das kunstdepartment an meiner schule: im altbau der "windmühle" mit blick über brighton bis zum meer. uns "sixth-formern" stand ein eigener raum immer zur verfügung. es herrschte eine künstlerisch-chaotische atmosphäre: die schränke voller tollem papier, acrylfarben, pastellkreiden, aquarellfarben, kohle, stiften,... die lehrerinnen waren mit herz und verstand bei der sache, haben sich soviel mühe gemacht: stinkende fische für studien angeschleppt, mit uns nach london gefahren,... wir waren nur 5 mädels in AS Art und bei radioklängen donnerstags zwischen eins und vier ging es immer heiter, aber durchaus produktiv zu.

Wie sieht ein typischer Schultag aus? War es leicht, Klassenkamerad/innen kennen zu lernen?

Auf AS level belegt man vier fächer, à fünf wochenstunden. der unterricht findet blockweise statt. eine stunde dauert 60 minuten. während ich am montag nur zwei stunden musik zwischen eins und drei hatte, war ich am donnerstag von neun bis um vier im unterricht. aber auch außerhalb des unterrichts verbringt man zeit in der schule, z.B. sport, chor,... die pausen finden im gemeinschaftsraum, oder, bei sonne, dem "garten" davor mit blick aufs meer statt. die engländer sind sehr freundlich und hilfsbereit, aber auch sehr oberflächlich. es braucht etwas bis sie "auftauen". viel leichter fällt der kontakt mit anderen, v.a. südamerikaníschen austauschschülern.

Leben in der Gastfamilie oder im Internat: Was ist ganz anders als zu Hause?

ich lebte in einer gastfamilie. "ganz anders" war mein leben eigentlich nicht: wie daheim ging es lebhaft und "busy" zu. untertags waren wir alle außer haus: meine gasteltern beim arbeiten, meine gastgeschwister, 5 und 7, und ich in der schule. abends haben wir gemeinsam zu abend gegessen und meine gastmutter sarah und ich saßen abends oft vor dem "telly" bei einer tasse tee zusammen. trotz allem war ich wesentlich mehr auf mich selbst gestellt und auf selbstständigkeit angewiesen: ich war für meine anwesenheit in der schule, wann ich abends nach hause komme, meine finanzen, meine wäsche, meine termine...selbst verantwortlich.

Wie hast du die außerschulische Zeit verbracht?

auch außerhalb des unterrichts war ich in der schule mit chor, gesangsstunde, kunst beschäftigt.

ich hab überdurchschnittlich viel zeit mit meiner gastfamilie verbracht: fernsehabende, die obligatorische tasse tee zusammen, aktivitäten mit den zwei mädels,...

sehr viel zeit hat auch die vorbereitung und hausaufgaben für den kunstunterricht gebraucht. vor den exams hab ich mich mit meinen chemie- und geschichtsbüchern in der modern-schönen bücherei häuslich eingerichtet.

meistens aber war ich mit meinen freunden unterwegs: im café, shoppen, kino, tennis spielen, schwimmen gehen, weggehen und nightlife, im sommer natürlich brighton beach!!! ein bummel durch die lanes, das ehemalige fischerdorf war auch immer wieder ein highlight. an sonntagen waren wir austauschschüler oft gemeinsam zum "lunch" verabredet. mittwochs gabs vom telefonanbieter "orange" aus im "odeon"-kino zwei kinokarten zum preis von einer.

in den ferien waren wir in london und einmal sind wir sogar nach dublin geflogen. meine eltern waren zu besuch und wir sind entlang der südküste mit dem auto gefahren, mein onkel und meine tante haben mir ein erlebnisreiches london wochenende spendiert, freunde haben mich besucht,... langweilig wurde uns jedenfalls nie... ;O)

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