Auslandsjahr High School: Erfahrungsberichte & Forum

Hier findest du Erfahrungsberichte zum Thema Schüleraustausch in den USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Frankreich, Spanien etc ...

Vorname:
Katharina
Alter:
17
aus:
Bremen
Schultyp:
Staatliche Schule mit Wahl

Hier der Bericht von Katharina:

Es ist nun gerade mal einen Monat und 15 Tage her, dass ich von meinem <link internal-link in>Schüleraustausch  in Neuseeland, genauer gesagt aus Auckland, wiedergekommen bin, dem Land, das ich für die letzten sechs Monate meine Heimat genannt habe. Gerade weil es erst knapp über 1 1\2 Monate her ist, dass ich wieder zurück nach Deutschland gekommen bin, ist es schwer zu sagen, an was ich mich als erstes erinnere, denn ich habe einfach soviel tolles und schönes und neues und interessantes erlebt, dass es einfach unmöglich ist, eine Entscheidung zu treffen.

Wenn ich an Neuseeland denke, dann sehe ich mich zusammen mit meiner Gastschwester im Wohnzimmer zu diesem alten Song tanzen, den ich noch nie zuvor gehört hatte, der mir aber sofort gefallen hat. Wenn ich an Neuseeland denke, sehe ich diese einsamen, weißen Sandstrände mit dem klaren Wasser wieder vor mir. Ich sehe mich am ersten Schultag mit meiner noch so ungewohnten Schuluniform in der Aula stehen und auf dem Schulball mit meinen hohen Schuhen, ich sehe Freunde und meine Gastfamilie, ich erinnere mich an tolle Aktivitäten und viel Spaß, aber am klarsten ist wohl doch noch in Erinnerung wie aufgeregt ich am Anfang war und wie viel Neues ich gesehen, gelernt und erlebt habe.

Ich kann mich noch genau an den Tag erinnern als ich die Unterlagen über meine Gastfamilie bekam. Ich weiß auch noch, dass ich so aufgeregt war, dass ich schätzungsweise 10 Minuten brauchte um den Umschlag zu öffnen, aber als ich dann las was da über meine Familie für 6 Monate stand wusste ich sofort, dass ich riesiges Glück gehabt hatte.

Meine Gastfamilie war einfach supernett und hat sich vom ersten Tag an toll um mich gekümmert. Wir haben zwar etwas weiter von meiner Schule weg gewohnt und meine Gastschwester und ich mussten jeden 40 Minuten mit dem Bus hin und zurück fahren aber das war eigentlich immer ganz lustig. Ich muss jedoch sagen, dass selbst wenn meine Gastfamilie super lieb war, ich erst mal eine zeitlang brauchte um mich wirklich einzugewöhnen, um mich weniger wie ein Gast und mehr wie ein Familienmitglied zu fühlen.

Aber nach etwas mehr als einer Woche habe ich dann als symbolischen Akt meinen leeren Koffer auf den Dachboden getragen, damit er mich nicht immer wieder daran erinnert, dass ich wieder wegfliege.

Meine Gastfamilie (und auch viele andere Kiwis) waren sehr interessiert was Deutschland und deutsche Sitten etc. angeht, weil sie halt doch in Neuseeland etwas abgeschottet sind. Aber die Neuseeländer sind in keinem Fall irgendwie voreingenommen, im Gegenteil, sie sind eigentlich ein sehr offenes Volk.

Ich habe die Epsom Girls Grammar School (kurz Eggs) besucht und ich weiß noch wie viele Sorgen ich mir vorher wegen dieser Schulwahl gemacht habe. Als wäre es nicht schon schwer genug sich in einem neuen Land zurechtzufinden auch ohne noch auf eine Schule zu gehen die so komplett anders ist als alles an was ich aus Deutschland gewöhnt war, so was ging mir ständig durch den Kopf. Und ich muss auch gestehen, dass ich von mir aus wahrscheinlich nicht auf die Idee gekommen wäre gerade eine Mädchenschule zu besuchen und schließlich war auch der Preis ein Faktor den man berücksichtigen musste, aber mir wurde diese Schule so wärmsten empfohlen, dass ich einfach nicht anders konnte. Und ich habe diese Entscheidung nicht einen Tag in den 6 Monaten bereut.

Aber Eggs war wirklich anders als deutsche Schulen, nicht besser oder schlechter - einfach anders. Zuerst einmal war da natürlich die Tatsache, dass es nur Mädchen und eine strenge Uniformpflicht gab und ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Tag, an dem ich also in meiner neuen Schuluniform, die mir noch so unvertraut war, in die Schulaula kam, vor Angst und Aufregung beinahe gestorben wäre und erst mal eine Minute in der Tür stehen bleiben musste weil mich der Anblick von fast 2000 Mädchen in den gleichen blauen Klamotten wirklich umgehauen hat. Es war wie in einem Aquarium.

Doch ich habe mich schnell eingewöhnt und Anschluss gefunden. Doch um wirklich Anschluss zu finden fand ich es wichtig, dass man auch selbst den Mut hat auf Leute zuzugehen und das nicht immer nur von anderen erwartet. Ich fand es persönlich auch total wichtig, dass man sich irgendeiner Gruppe - sei es nun Sport oder eine Kulturgruppe oder ein Orchester - anschließt.

Denn es ist mir viel leichter gefallen dort Leute kennen zu lernen, besonders bei Sportteams, weil es da einen richtig starken Zusammenhalt gibt. Des Weiteren ist eigentlich nur noch zu sagen, dass das Uniformtragen am Anfang zwar recht ungewohnt war, aber ich mich dafür schon am ersten Tag dazugehörig fühlte, es verstärkt wirklich den Gemeinschaftssinn von einer Schule.

Also, mal ein paar generelle Informationen: Meine Schule hat jeden Morgen um 8:35 Uhr angefangen und um 15:15 Uhr aufgehört. Ich bin in die zwölfte Klasse gegangen und konnte aus einem riesigen Fächer Angebot sieben Fächer wählen. Jeder Morgen fing entweder mit einer Versammlung in der Aula oder der „formclass“ oder auch beidem hintereinander an. „Formclass“ ist so was wie eine Klassengemeinschaft die man fast jeden Tag vor dem eigentlichem Unterricht hat und da erfährt man dann eben so was in der Schule so anliegt etc. Montag bis Donnerstag hatte ich 5 Stunden (die auch je eine Stunde lang waren) plus eine Stunde Lunch und 30 Minuten „Morning Tea“ , nur am Freitag hatte ich sechs Stunden a 50 Minuten.

Im allgemeinen ist mir das Eingewöhnen recht leicht auch wenn ich manches nicht gewöhnt war. So hatte meine Schule in Neuseeland ein Bündel an Regeln mehr als meine deutsche Schule, zum Beispiel ziemliche Pingeligkeit was zu spät kommen oder ähnliches anging. Sehr gut gefallen hat mir dagegen der Unterricht, da dieser sehr praxisorientiert ist außerdem tut Eggs wirklich sehr viel um individuelle Talente einer Schülerin zu fördern. Besonders gefallen hat mir auch der ESA Unterricht (English for Speakers of other languages Advanced) da ich dort die Möglichkeit hatte, viele Mädchen aus ganz verschiedenen Kulturen kennen zu lernen, was ich sehr interessant fand.

In meiner Freizeit habe ich außerdem für die Schule Badminton gespielt und war im „indoor wall climbing team“, was sehr viel Spaß gemacht hat und wodurch ich total nette Leute kennen gelernt habe. Außerdem bin ich dort in einen Tennis Club eingetreten, was im Sommer zwar richtig schweißtreibend aber trotzdem immer witzig war. Für mehr Freizeitaktivitäten hatte ich leider keine Zeit da ich, wie bereits erwähnt, einen sehr langen Schulweg hatte und deswegen immer erst spät Zuhause war und dann Hausaufgaben machen musste etc.

Zu meiner Gastfamilie kann ich nur sagen dass ich wirklich extremes Glück hatte. Die Familie Titchener war mir auf anhieb sympathisch und wenn ich zurück denke, habe ich mich eigentlich von der ersten Minute an wohlgefühlt. Ich hatte das Glück in einem (für Neuseeland eher untypischen) schönen, großen, alten Steinhaus zu wohnen, dass mit einem europäischen Heizungssystem ausgestattet war. Das Heizungssystem erwähne ich, weil ich von vielen anderen Austauschschülern gehört habe, die extreme Probleme mit dem Neuseeländischen Heizungssystem hatten. (Zu heizen ist außerdem eine teure Angelegenheit in Neuseeland also würde ich jedem raten die Heizung nur anzustellen wenn sie auch wirklich gebraucht wird.)

Unser Haus war ziemlich nah am Strand was auch schön war, denn deswegen konnten wir im Sommer fast jeden Tag schwimmen gehen. Es war sehr viel größer und geräumiger als das Haus in meiner Heimat und ich musste mich erst daran gewöhnen, dass es dort 4 Stockwerke gab. Aber glaubt mir, das ging sehr schnell ;) (das wiederzurückgewöhnen dagegen... nun, das ist ne andere Sache )

Meine Gastfamilie bestand aus Mutter und Vater, meiner Gastschwester und meinem Gastbruders. Meine Gastmutter und Gastschwester haben sich in meinen ersten Tagen viel Zeit für mich genommen um mir die ganze Stadt zu zeigen (mein Gastbruder war schon in der Schule und mein Gastvater hat gearbeitet) und ich habe mich sofort willkommen gefühlt. Gerade weil ich in der ersten Zeit soviel mit den beiden gemacht habe, hatte zu ihnen auch das beste Verhältnis und meine Gastschwester ist fast so was wie eine richtige Schwester geworden. Als ich dann nach den sechs Monaten wieder zurück musste, fiel mir der Abschied richtig schwer. Aber meine Gastfamilie ist und bleibt meine zweite Familie, und da sie nächstes Jahr nach Deutschland kommen wollen, war es auch kein Abschied für immer.

Allgemein war das Leben in meiner Gastfamilie meinem Leben in Deutschland erschreckend ähnlich, gut, man ging ein wenig früher ins Bett, Fernseher und Computer und Fernseher spielten eine untergeordnetere Rolle im täglichen Leben und statt Fußball interessierte man sich für Rugby. Familie Titchener stand sehr auf alte britische Filme und war Dauergast in der Videothek. Sie haben auch sehr viele Ausflüge gemacht und mir damit eine Chance gegeben ein bisschen von Neuseeland zu sehen. Meine Gastfamilie war auch stets sehr interessiert was Deutschland anging und ich erinnere mich noch lebhaft an den Versuch meine Gastmutter zu überzeugen, dass man „Bratwürste“ wirklich braten muss (sie hatte sie bisher immer gekocht)...

Was mich zum Essen bringt: Das Essen in meiner Gastfamilie war weit gesünder als das was meine Mutter so Zuhause kocht, das heißt aber nicht, dass es nicht genauso lecker war. Denn das war es! Meine Gastmutter hat eigentlich immer gut gekocht und ist auch stets auf meine Wünsche oder Vorlieben eingegangen. Wie ich schon sagte, ich hatte richtig Glück mit meiner Gastfamilie. Denn sie waren witzig und nett, aufgeschlossen und sehr, sehr hilfsbereit. Es gab eigentlich nie größere Probleme, kleine Streits hin und wieder, ja, aber nicht schlimmer als die, die in normalen Familien des öfteren mal vorkommen.

Abschließend möchte ich nur noch sagen, dass diese 6 Monate in Neuseeland wirklich eine tolle Zeit waren und ich viele Erfahrungen sammeln konnte. Meine Liste der positiven Dinge ist mehr als doppelt so lang wie die der negativen und ich kann mit ehrlichem Gewissen sagen, dass diese sechs Monate die besten in meinem bisherigen Leben waren.

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