Auslandsjahr High School: Erfahrungsberichte & Forum
Hier findest du Erfahrungsberichte zum Thema Schüleraustausch in den USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Frankreich, Spanien etc ...
Hier der Bericht von Marie:
- Vorname:
- Marie
- Alter:
- 17
- aus:
- Berlin
- Schultyp:
- Staatliche Schule
Was waren für dich die drei größten Unterschiede zwischen Zielland und Deutschland?
Nun bin ich aus Berlin (wo übrigens genauso viele Menschen sind, wie in ganz Norwegen) und nach Nordfjordeid gekommen, einem süssen norwegischen Dörfchen mit 2000 Einwohnern -und das war eine ganz schöne Umgewöhnung. Alles eigentlich. Man kann nicht mehr aus dem Haus gehen, ohne dass man mindestens fünf Personen trifft, die man kennt, Anonymität gibt es sowieso nicht und man kann auch nicht mehr tun und lassen was man will.
Woran denkst du als erstes, wenn du an deinen Auslandsaufenthalt denkst?
Selbst beim Kauf einer Zahnbürste bekommt man zwei Plasktiktüten. Diese Gleichgültigkeit der Umwelt gegenüber nervt total und werd ich bestimmt auch nicht so schnell vergessen.
Was hat dir besonders gut gefallen?
Die Natur ist natürlich top, die Freundlichkeit der Dorfbewohner hat mich immer wieder fasziniert und ich habe alle dort einfach total ins Herz geschlossen und auch das Dorf Nordfjordeid richtig lieb gewonnen.
Es wird nie gestresst und immer alles total ruhig angegangen. Ich habe es bis jetzt (und ich bin hier immerhin schon neun Monate) nicht geschafft, mich auch nur ansatzweise an diese ruhig Lebensweise anzupassen. Die Norweger sind gemütliche Menschen, aber nichtsdestotrotz ziemlich aktiv, ob jetzt Wandern, Kanu fahren, Langlaufen, Ski fahren, am Wochenende wird meistens eine grössere oder kleinere Tour unternommen. Und am Abend macht man es sich gemütlich, der Kamin wird angemacht und man geniesst das Leben. Das nennt man dann "å kose seg" -dafür gibt es keine direkte Übersetzung . Sowas wie "entspann dich" oder "mach es dir gemütlich".
Wie sieht ein typischer Schultag aus? War es leicht, Klassenkamerad/innen kennen zu lernen?
Schule ist ein Witz in Norwegen. Ich wär jetzt 11. gewesen in Berlin und mach hier aber die 12. - hatte trotzdem alles schon grösstenteils in Deutschland. Die Schüler sind teilweise echt strohdoof. ;-) Aber die Lehrer sind total motiviert und das Wichtigste ist sowieso, dass man Spass hat für die -das mit dem Lernen steht im Hintergrund. Die Lehrer werden geduzt und beim Vornamen angeredet (die würden hier sogar den König duzen) und das ganze Verhältnis ist total entspannt und freundlich. Man kann sich so gut wie alle Fächer selbst wählen und in Biologie und Erdkunde wird immer richtig viel unternommen. Nun war ich vielleicht nicht so ein Fan von dem Schweineaugen sezieren oder dem Nieren zerschneiden, aber die Exkursionen zum Jostedalsbreen haben mich schon beeindruckt.
Ich bin in meiner Klasse sofort aufgenommen und akzeptiert worden, da gab es überhaupt kein Problem, obwohl ich nicht ein Wort Norwegisch konnte am Anfang. Die sprechen alle super Englisch und sind an sich total aufgeschlossene Menschen.
Leben in der Gastfamilie oder im Internat: Was ist ganz anders als zu Hause?
Man isst immer alleine. Das war eine Umgewöhnung. Zu grossen Anlässen wird zwar schon gekocht und man sitzt zusammen am Tisch im Wohnzimmer, aber sonst sind alle zu verschiedenen Zeiten zu Hause und essen, wenn es ihnen passt in der Küche. Ich habe mich grösstenteils von Pizza, Pommes und Fertigkram ernährt. Lag aber auch ein bisschen an meiner Gastfamilie, sind nicht alle Norweger so! Ach und Süssigkeiten, die Norweger lieben ja Schokolade! :-)
Wie hast du die außerschulische Zeit verbracht?
Naja, ich war schon immer ein aktiver Mensch und hab mich natürlich gleich umgeschaut, was ich hier machen kann. Pferde sind in dieser Region total verbreitet, aber damit hatte ich selbst noch nicht so viel am Hut (inzwischen war ich mit einer Freundin schon ein paar Mal mit ihren Pferden reiten) und Fussball ist beliebt. Ich hatte Flossenschwimmen in Berlin gemacht und war total erleichtert gewesen, als ich gesehen hab, dass es eine Schwimmhallte gibt. Jetzt bin ich Mitglied im Eid Symjeklubb und schwimme drei Mal die Woche. Dann bin ich in der Eid Blaskapelle (ich spiele Querflöte) und hab riesigen Gefallen am Marschieren gefunden, das war völlig neu für mich. Ich hatte früher nur in einem Orchester gespielt gehabt. Dann bin ich noch Betreuering zusammen mit einer Freundin bei den Pfadfindern und wir basteln, lernen Knoten, das Morsealphabet etc. Ach und im Nordfjordeid Ungdomskorps war ich noch drin. Das war aber schon im Februar vorbei, war eine Art Orchester, mit Spielern bunt zusammen gewürfelt aus diesem Bundesland hier. Da bin ich über zwei aus meiner Klasse reingekommen.