int(24) bool(false) Erfahrungsbericht High School - Schüleraustausch Norwegen: Staatliche Schule, Lillestrøm

Auslandsjahr High School: Erfahrungsberichte & Forum

Hier findest du Erfahrungsberichte zum Thema Schüleraustausch in den USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Frankreich, Spanien etc ...

Vorname:
Arne
Alter:
18
aus:
Essen
war:
für ein Semester in Lillestrøm, , Norwegen
Schultyp:
Staatliche Schule

Hier der Bericht von Arne:

 

Was waren für dich die drei größten Unterschiede zwischen Zielland und Deutschland?

Der größte Unterschied war für mich der ungewohnte Reichtum des Landes Norwegen. Überall merkt man, dass es durch Öl und Gas zu einem der reichsten Länder der Erde geworden ist.

Das spiegelt sich selbstverständlich auch in den Schulen wieder. Alle Schüler verfügen über Laptops und die Schule über drahtlosen Internetzugang auf dem ganzen Gelände. Sollten Schüler nicht die finanziellen Mittel haben, sich einen PC zu leisten, erhalten sie Unterstützung.

Ein anderer Unterschied ist die Sauberkeit und die allgemeine Ordnung. Nirgendswo auf der Straße liegt Abfall herum. Sollte es doch einmal vorkommen, dass etwas auf der Straße (weil ein deutscher Tourist etwas hat fallen gelassen ;), dann bücken sich fremde Menschen und heben den Abfall auf. So etwas habe ich in Deutschland noch nie erlebt. Generell gibt es in Norwegen ein großes Gemeinschaftsgefühl. Das kommt nicht zuletzt dadurch, dass alle, selbst der Premierminister, geduzt werden. Die Menschen fühlen sich füreinander verantwortlich und deshalb ist mangelnde Zivilcourage zum Beispiel überhaupt kein Problem.

Woran denkst du als erstes, wenn du an deinen Auslandsaufenthalt denkst?

Wenn ich als erstes an meinen Aufenthalt zurückdenke, gehen mir alle schönen Momente durch den Kopf. Da gibt es keinen speziellen Moment, wo ich mich dran erinnere. Es spielt sich eine Art Film ab, wo alles schöne aus meiner Zeit in Norwegen festgehalten ist. Und diesen Film trage ich in meinem Kopf immer bei mir.

Was hat dir besonders gut gefallen?

Besonders gut gefallen und genossen habe ich die unglaubliche Gastfreundschaft und die Hilfsbereitschaft. Meine Gastfamilie und auch ihre Freunde und die Freunde meiner Gastgeschwister sind gleich an meinem ersten Schultag auf mich zugekommen, haben mich gefragt wie ich heiße, woher ich komme usw., und haben mir dann ihre Hilfe angeboten, sollte ich irgendwelche Probleme haben. In meiner deutschen Denkweise habe ich das als "Neugier" abgetan. Doch es war wirklich ernstgemeint. Auch nach mehreren Wochen, als der Alltag eingekehrt war, waren meine Mitschüler immer sehr hilfsbereit zu mir und haben mir geholfen, mit allem klarzukommen. Vor allem mit der Sprache hatte ich am Anfang Probleme, doch ich habe mich stetst bemüht, mich in Norwegisch auszudrücken. Ohne die Hilfe meiner Klassenkameraden hätte ich es nicht geschafft, in so kurzer Zeit die Sprache so gut zu lernen wie ich es heute kann.

Wie sieht ein typischer Schultag aus? War es leicht, Klassenkamerad/innen kennen zu lernen?

Ein typischer Schulalltag begann um 08.00 Uhr und endete um 15.30 Uhr. Zunächst hatte ich jedoch einen Schulweg von einer Stunde zu absolvieren. Er bestand aus 15min zum Bahnhof laufen, 20min mit dem Regionalzug fahren, und dann nochmal 15min vom Bahnhof zur Schule laufen.

Der Unterricht erfolgte ausschließlich blockweise, d.h. es gab nur Doppelstunden zu 90min. Norwegischunterricht hatte ich normal mit meiner Klasse, also keinen Extraunterricht z.B. für Einwandere wie es in Schweden üblich ist.

Zwischen dem 2. und dem 3. Block gab es dann eine Mittagspause, die man zum Essen in der Kantine nutzen konnte. Die Schule hatte eine Küche mit zwei eigenen Angestellten, die wechselnde Mahlzeiten zubereitet haben. Es gab also etwas warmes zu Essen. Trinken und Essen im Unterricht war erlaubt, man durfte während des Unterrichts aufstehen und seine Wasserflasche am Hahn nachfüllen ("Kraneberger" ist in Norwegen super sauber und gesund, es kann problemlos getrunken werden). In den Pausen wurden dann eventuell noch ein paar Aufgaben gemacht oder es wurde mit dem Laptop einfach nur im Internet gesurft.

Außerdem mussten wir nicht nach draußen gehen, es ist erlaubt, sich während der Pausen im Gebäude aufzuhalten.

Gegen 15.30 Uhr war die Schule dann zu Ende. Ich war dann in der Regel gegen 16.30 Uhr zu Hause und habe dann gemeinsam mit der Gastfamilie "middag" gegessen.

Leben in der Gastfamilie oder im Internat: Was ist ganz anders als zu Hause?

Das Leben in der Gastfamilie in Norwegen war ganz anders im Vergleich zum Leben in Deutschland. Zunächst war alles sehr ungewohnt und ich habe immer verglichen, was es in Deutschland gibt und in Norwegen nicht und umgekehrt. Doch dann habe ich sehr schnell verstanden, dass das nichts bringt und habe mich dem Leben meines Gastlandes Norwegen, dessen Kultur und dem meiner Gastfamilie vollständig angepasst. Und ich habe es nicht bereut.

Meine Gastfamilie sei typisch norwegisch, sagte mir mein "Local Area Representative", also meine Betreuerin, gleich bei unserem ersten Treffen, ca. 10 Tage nach meiner Ankunft. Meine Gastfamilie wohnte in einem Reihenhaus, hatte zwei Autos, einen Garten, hatte ein Ferienhaus am Oslofjord an der schwedischen Grenze, ein Boot... Lauter Dinge, die neu für mich waren. Ebenfalls anders war die Bedeutung der Familie. Meine Gastgroßeltern lernte ich ziemlich schnell nach meiner Ankunft kennen, ebenso alle anderen Verwandten. Familienfeste oder einfach gemeinsame Abendbrot-Essen gab es sehr oft und es war üblich, viel Zeit mit den engeren Verwandten zu verbringen.

Was auch noch sehr anders war, ist die unglaubliche Aktivität der Norweger und ihre Naturverbundenheit. Ich habe davon vor meinem Aufenthalt gehört und in Reiseführern gelesen, doch das war nichts im Vergleich dazu, was ich mit meiner Gastfamilie erlebt habe. Mein Gastvater war ein begeisterter Mountainbiker, Skifahrer und Rollski-Fahrer. Dazu kamen noch andere Sachen wie Kiten, Segeln und Paddeln. Einmal im Jahr findet dann das "Birkebeinerrittet" statt. Das ist ein Mountainbikerennen über 90km von Rena nach Lillehammer. Das Ziel befindet sich dann unmittelbar neben der olympischen Arena von 1994. Dieses Rennen hat einen historischen Hintergrund: Im Jahre 1206, als Krieg herrschte, war der König gerade gestorben und die Rebellen trachtetem seinem vierjährigen Sohn, dem Thronfolger, nach dem Leben. Um den neuen König zu schützen, brachten die Gefolgsleute des toten Königs den kleinen Jungen im tiefsten Winter über 90km mit Skiern aus dem Kriegsgebiet. Und im Gedenken an diese heldenhafte Tat, findet heute u.a. der "Birkebeinerrittet" statt, wo alle Teilnehmer während des gesamten Rennens einen 2,5kg schweren Rucksack tragen mussten. Denn das ist das Gewicht von Håkon Håkonsson, was die Birkebeiner 1206 tragen mussten, als sie den kleinen Königssohn bargen.

Wie hast du die außerschulische Zeit verbracht?

Die außerschulische Zeit habe ich hauptsächlich zu Hause bei der Gastfamilie verbracht. Durch die relativ langen Schultage war ich erst gegen 16.30 Uhr zu Hause und musste dann noch Hausaufgaben machen. Dann bin ich noch mit dem Hund rausgegangen sodass ich die Abende durchwegs bei der Gastfamilie verbracht habe.

Am Wochenende kam es gelegentlich mal vor, dass ich mich mit Klassenkameraden getroffen habe und wir z.B. ins Kino gegangen sind. Das war aber nicht so häufig der Fall, denn in Norwegen ist es auch für 16-jährige noch üblich, den Großteil der Abende mit der Familie zu verbringen.

 

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