Auslandsjahr High School: Erfahrungsberichte & Forum

Hier findest du Erfahrungsberichte zum Thema Schüleraustausch in den USA, Kanada, Australien, Neuseeland, Frankreich, Spanien etc ...

Vorname:
Martina
Alter:
18
aus:
Rathenow
Schultyp:
Staatliche Schule

Hier der Bericht von Martina:

Am 14.08.2005 begann alles. Ich hatte 10 Tage zuvor die Anschrift meiner Gastfamilie erhalten. Seit Wochen hatte ich darauf gewartet zu erfahren zu wem und wohin ich kommen werde und nun ging alles so schnell. Ich habe noch am selben Tag mit meiner Gastmutter telefoniert und da waren schon die ersten Fragen- reicht mein Englisch, können wir uns verstehen? Mir wurde klar: nur noch 10 Tage und ich verlasse meine Familie und meine Freunde für 10 Monate, aber auch noch lange 10 Tage bis zum Beginn eines neuen Lebensabschnittes.

Um 12.35 Uhr ging es, vom Flughafen Berlin-Tegel aus los in ein Land was ich noch nie zuvor besucht hatte. Am Flughafen von Oslo wurde ich herzlich von meinem Gastvater und meinem Gastbruder in Empfang genommen und wir fuhren in mein neues Zuhause, nach Jessheim, einem kleinen Ort ca. 30 km von Oslo entfernt. Meine Gastmutter habe ich am Nachmittag kennen gelernt. Nach Besichtigung meines neuen „Zuhauses“ fing ich an mich so gut wie möglich dort einzuleben. Das dauerte natürlich seine Zeit und ich hatte gerade am Anfang schlimmes Heimweh, aber ich fand Trost und Verständnis bei meinen Gasteltern.

Der erste Schultag war auch so eine Sache. Ich wurde früh von meinem Gastbruder in die Schule gebracht und habe dort meine Klassenlehrerin getroffen, die mich dann mit in den Unterricht genommen hat. Meine Klassenmitglieder waren zunächst sehr zurückhaltend, haben dann aber doch verschiedene Fragen gestellt und fingen an, langsam etwas Interesse zu entwickeln. Das geht aber nur die erste Zeit so, denn sobald man in der Klasse aufgenommen wird, liegt es an einem selbst auf die Mitschüler zuzugehen und das Eis zu brechen.

Meine Gastfamilie hat sehr viel mit mir unternommen und ich war sehr froh darüber, denn das gab mir die Möglichkeit, das Land und seine Kultur kennen zu lernen. Im Herbst waren wir zweimal auf einer Hütte in den Bergen, das ist typisch norwegisch, weil die Menschen auch eine sehr enge Verbundenheit zur Natur haben. Dann habe ich mich entschlossen, in einem Chor zu singen um mich mehr in die Gesellschaft einzugliedern. Das war eine schöne Erfahrung und es hat mir geholfen, mein Norwegisch auf Trapp zu bringen. Die Sprache ist eigentlich ein Mix aus Plattdeutsch und Englisch, also recht einfach zu lernen. So gegen Weihnachten, konnte ich dann auch schon recht fließend sprechen.

Weihnachten war für mich, neben meinem Geburtstag, die schwierigste Zeit im ganzen Jahr, denn ich hatte große Sehnsucht nach meiner Familie. Jedoch ist das ganz normal. Jedenfalls wird Weihnachten im Kreise der Familie gefeiert mit einem großen Festessen. Typisch sind Würstchen mit Sauerkraut und Kartoffeln. Nach dem Essen gab es dann auch die Bescherung mit der ganzen Familie. Es wird erzählt und gelacht bis spät in die Nacht. Am ersten und zweiten Weihnachtstag haben wir dann die restliche Familie besucht und bei ihnen auch abends immer gegessen. Zwischen Weihnachten und Neujahr war es ruhig bei uns, weil man sich nach Weihnachten mehr ausruht und langsam aufs neue Jahr vorbereitet. Silvester haben wir wieder bei unserer Familie gefeiert. Erst gab es natürlich ein großes Essen, wobei Truthahn das ist, was die Menschen dort zu Silvester am häufigsten essen. Der restliche Abend verlief so wie in Deutschland auch – man feiert halt.

Mit dem neuen Jahr, fing auch in der Schule das zweite Halbjahr an. Am Ende des ersten Halbjahres, gibt es Halbjahresprüfungen, meistens in den Hauptfächern wie Mathe, Norwegisch und Englisch. Ich persönlich fand die Prüfungen nicht sehr schwer, was aber auch daran lag, dass die Lehrer zwar zum einen viel von dir verlangen, aber zum anderen dich nicht so sehr unter Druck setzen und dir von Anfang an mit viel mehr Respekt und Vertrauen entgegen kommen. Natürlich ist es von größter Wichtigkeit, dass man das Vertrauen niemals missbraucht. Denn sollte man einmal den Fehler gemacht haben, hat man kaum eine Chance wieder mit diesem Menschen ein gutes und offenes Verhältnis zu haben. Ich musste diese Erfahrung zum Glück nicht machen.

Zwei Wochen nach Neujahr sind meine Gastfamilie und ich dann für eine Woche nach Teneriffa geflogen. Das war ganz toll und ich habe somit auch noch ein anderes Land kennen gelernt. In Norwegen war zu dem Zeitpunkt tiefster Winter mit viel Schnee. Meine Gasteltern haben auch fleißig versucht, mir das Skifahren beizubringen. Um das Neuerlernte dann zu verbessern, sind wir auch in bekannte norwegische Skigebiete gefahren. Im März haben mich meine Gasteltern dann mit nach Trondheim genommen und einen Tag später waren wir noch in Röros, einer alten Bergwerkstadt die von der UNESCO in die Liste als Weltkulturerbe aufgenommen wurde.

Zu Ostern waren wir wieder Skifahren, was viele Norweger machen. Typisch sind: Skier unter den Beinen, heißer Kakao, Schokolade und Orangen. Nach den Osterferien fing schulisch dann der Prüfungsstress an. Die Prüfungszeit erstreckte sich von April bis Ende Mai.

Am 17. Mai war der Nationalfeiertag – Party pur. Vormittags gibt es überall Umzüge von Schulen, bei denen alle Schüler mit Norwegen-Fähnchen rumlaufen. Am Nationalfeiertag aßen viele Würstchen und Eis. Nachmittags war noch ein großer Russetog in Jessheim. Die Menschen zeigten, dass sie stolz auf ihr Land sind.

Dann neigte sich der Mai langsam zu Ende und das Wetter fing auch an, schöner zu werden. Das letzte Wochenende im Mai ist meine Gastfamilie mit mir für ein paar Tage nach Schweden gefahren. Es war wunderschön. Ein Tag nachdem wir wiederkamen, hatte mein Gastcousin Konfirmation. Das war das letzte Mal für mich, wo ich mit meiner gesamten Familie zusammen war.

Die vorletzte Woche verging ganz langsam. Ich fing an, mich von meinen Freunden zu verabschieden, denn die Schule war schon so gut wie zu Ende. Am Montag der letzten Woche war ich noch zusammen mit meiner Gastmutter in Bergen. Es hat zwar geregnet, aber es war trotzdem schön und ich konnte viel von der Stadt sehen. Am Mittwoch war dann das letzte Mal wo ich mit meinen Freunden vom Chor aus Probe hatte. Dann hieß es Abschied nehmen, was sehr schwer für mich war. Am Donnerstag war unser letzter Schultag und wir haben dann alle Zeugnisse bekommen und unser Schuldirektor hat noch eine ausführliche Rede gehalten.

Am Freitag und Samstag hieß es dann packen. An diesen Tagen habe ich mich von meiner Gastfamilie verabschiedet. Sonntag ging es dann los. Meine Gastfamilie brachte mich um 7.30 Uhr zum Flughafen. Nach dem Einchecken habe ich mich von allen verabschiedet und auch die eine oder andere Träne kam dabei zum Vorschein. Nach 1,5 Stunden Rückflug hieß es dann „Herzlich Willkommen auf dem Flughafen Berlin- Tegel“.

Somit war mein Austauschschuljahr vorbei, aber ich werde das, was ich erlebt habe und die Menschen die ich getroffen habe niemals vergessen.

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