Studium im Ausland: Erfahrungsberichte
Hier finden Sie Erfahrungsberichte zu den Summer Sessions an der UC Berkeley und der UCLA. Das GLS Sprachenzentrum vertritt die beiden Universitäten in Deutschland.
- Vorname:
- Claudia
- Alter:
- 24
- Aus:
- München
- berufl. Hintergrund:
- Studentin (Magister Englische Literatur (HF) / Neuere und neuste Geschichte / Amerikanische Kulturgeschichte
- Wo:
- UC Berkeley, USA
- GLS-Programm:
- Summer Sessions UC Berkeley
Hier der Bericht von Claudia:
Welchen Studiengang bzw. welche Kurse haben Sie belegt?
Ich habe zwei Kurse in englischer Literatur belegt: The American Novel und Shakespeare. Beide waren 3-Unit-Kurse in Vorlesungsform, in denen ich jeweils zwei Essays und Midterm/Final-Klausuren schreiben musste. Ich habe die Kurse auch gewählt, weil sie zu meiner Session (C) gepasst haben und zeitlich nicht überlappen, manchmal hat man da nicht allzu viel Auswahl. Je kürzer die Session, desto intensiver sind die Kurse (die Session D- Studenten hatten mehr Stunden und haben auch mehr Zeit für Hausaufgaben gebraucht). Man absolviert in 6 oder 8 Wochen eine Stoffmenge, die einem ganzen Semester entsprechen würde.
Wie bewerten Sie den Lehrstoff im Hinblick auf Ihre Ziele oder eine spätere Karriere?
Ich habe die Summer Sessions im Rahmen des Intercultural Project besucht, das Teil meines Studiums ist. Mein Hauptziel war also die kulturelle Erfahrung und nicht so sehr der Stoff an sich. Aber beide Kurse waren ausgezeichnet, mit sehr kompetenten Dozenten, und ich habe auch fachlich viel für mein Studium mitgenommen, auch wenn ich die credits leider nicht übertragen kann. Die Lehrmethoden haben mich auch für mein Studium in Deutschland sehr motiviert, denn in Berkeley geht man mit sehr viel Ehrgeiz und frischer Energie an das Studium heran und schätzt die eigene Meinung der Studierenden sehr, was zu selbstständigem Denken anregt.
Wie war die Zusammensetzung der Kurse hinsichtlich Alter und Nationalität?
Generell waren ungefähr die Hälfte der Studierenden Amerikaner, viele Studenten von Berkeley, die im Sommer Kurse vorziehen oder nachholen und zwischen 18 und 22 Jahre alt sind. Ein Viertel der Studierenden kam aus Asien, vor allem Korea und war auch ungefähr in dem Alter. Der Rest setzte sich aus Studierenden aus aller Welt zusammen, vor allem bei den Europäern war das Durchschnittsalter etwas höher. Es waren auch viele Deutsche da.
Wie haben Sie die sprachliche Umstellung empfunden?
Es hat vielleicht eine Woche gedauert, bis ich so richtig im Amerikanischen drin war, danach habe ich mich ziemlich wohl gefühlt und hatte eigentlich auch keine Probleme, zu kommunizieren. Die kleinen Alltagsfloskeln werden schnell zur Gewohnheit. Da Leute aus aller Welt da sind, kann man sich im Notfall sogar mit Händen und Füßen verständigen, es sind alle darum bemüht, eine gemeinsame Kommunikationsbasis herzustellen. In den Kursen muss man allerdings schon gute Englischkenntnisse haben, um mitzukommen.
Wie war die Ausstattung der Uni/des College (Fachräume, Internet, Sporteinrichtungen)?
Die Räume waren nicht immer die allerbesten, marode Stühle gab es dort auch. Ich hatte in meinem Zimmer einen superschnellen Internetzugang und außerdem im Wohnheim einen Computerraum, wo man standardmäßig ein Kopierkonto mit 200 Kopien gratis bekommen hat.
Für den Sport musste man Mitlied des Sportzentrums werden ($ 10) und durfte dann unbegrenzt die Geräte im super ausgestatteten Fitnesscenter sowie den Pool nutzen und eine riesige Auswahl an Kursen besuchen.
Außerdem gibt es auf dem Campus viele Cafés mit studierendenfreundlichen Preisen und W-Lan. Der Campus selbst ist eine wirklich schöne Anlage mit vielen Grünflächen, wo man sonnige Nachmittage verbringen kann. Wenn man es mal ruhiger braucht, sind die Bibliothekslesesääle zu empfehlen (vor allem die der Hauptbibliothek und der East Asian Library). Die sind sehr schön eingerichtet und laden zum Produktivsein ein.
Wo waren Sie untergebracht? Wie bewerten Sie die Unterbringung in Bezug auf Standard, Nähe zur Uni?
Ich hatte ein Doppelzimmer in Unit 2, das gerade mal 2 Blocks vom Campus entfernt war. Die Zimmer waren schön geräumig und hell (große Fenster). Allerdings waren die Gemeinschaftsräume nicht besonders hübsch, da ist der Gemeinschaftsraum des International House viel schöner und gemütlicher eingerichtet. Dafür sind dort die Zimmer wesentlich kleiner und dunkler und haben oft Etagenbetten, im Gegensatz zu den neueren Unit 2-Gebäuden. Ich hatte einen großen Schrank, Schreibtisch, ein Regal/Nachttisch, außerdem bekommt man Bettwäsche und Handtücher. In jeder zweiten Etage gibt es Waschmaschinen und Trockner, die mit Quarters funktionieren. Ich musste meine ganze Wäsche trocknen, weil man keine Möglichkeit hat, irgendwas aufzuhängen. Es ist aber auch nichts eingegangen. Die Bettdecken waren etwas dünn für das kühle Klima, und wir haben die erste Woche nachts immer gefroren, bis die Heizungen (!) angeschaltet wurden. Es wurde dann durchgehend geheizt.
Die Badezimmer waren auf meinem Stockwerk gemeinschaftlich, es gab jeweils 4 Klo- und Duschkabinen und 4 Waschbecken. Leider wurden die Badezimmer nicht besonders sorgfältig geputzt, vor allem am Wochenende, aber mit Badelatschen war es kein Problem. Im Bad kann man auch ein Schließfach haben, Schloss muss man aber selber mitbringen. Bademantel nicht vergessen! Manchmal war es auch nachts recht laut auf dem Flur und im Hof, meistens ging es aber. Es wurden auch regelmäßig von den Betreuungsstudenten kleine Events oder Parties organisiert, und man lernt schnell Leute kennen. Zusammen mit dem Zimmer bucht man auch schon den meal plan, man hat also meal points für 3 Mahlzeiten pro Tag in der Dining Hall (man kann die Punkte aber auch anderweitig verwenden, zum beispiel im Peet's Café gleich nebenan oder im Golden Bear Café auf dem Campus, wo es kleine Snacks und Burger gibt). Das Essen in der Dining Hall war in Ordnung, vor allem die Bio-Salatbar konnte sich sehen lassen.
Die Leute im Wohnheim sind generell sehr nett und es waren auch viele Amis da, so dass man viel Gelegenheit zum Englischreden hatte. In den umliegenden Blocks gab es viele kleine Restaurants, man konnte von Pizza bis Chinesisch alles haben, wenn einem das Essen in der Dining Hall zu langweilig wurde. Sehr zu empfehlen: von 8:30 bis 9:30 bekommt man im Peet's Café neben der Dining Hall für seine meal points auch Bagels, wenn man mal wieder die Frühstückszeit verschlafen hat. Die machen auch sehr leckeren Kaffee.
Insgesamt fand ich die Wohnheim-Erfahrung in kultureller Hinsicht sehr wichtig, da bekommt man wirklich einen Einblick ins amerikanische Studentenleben. Es ist sehr gesellig, man ist selten allein und langweilig wird es auch nicht, weil man schnell viele Leute kennen lernt und dann ständig irgendwem über den Weg läuft, den man kennt (spätestens im Badezimmer kreuzen sich die Wege... :).
Welche Unterschiede zur Ausbildung/zum Studium in Deutschland sind Ihnen aufgefallen?
Die Studenten zeigen generell mehr Ehrgeiz, gute Leistungen zu bringen. Das liegt sicher auch daran, dass Berkeley eine sehr gute Uni ist und dass man als Amerikaner sowieso nur mit ausgezeichneten schulischen Leistungen dort angenommen wird. Das Studium ist straffer organisiert, man muss ständig Leistungsnachweise in Form von Essays und Klausuren bringen, so dass man am Ball bleibt. In kleinen Kursen darf man nicht zu oft fehlen, sonst bekommt man keine credits. Das selbe gilt für nicht abgegebene Essays oder Hausaufgaben. Im Gegensatz zu Deutschland wird die eigene Meinung im Undergraduate-Studium mehr geschätzt als eine gute Kenntnis der Sekundärliteratur, bei den Essays wird oft gar keine Sekundärliteratur verlangt, dafür muss man gut und konzis argumentieren können. Das Studium ist insgesamt verschulter, und es wird eher erwartet, dass man das Gelernte wiedergibt, als dass man selbstständig nach weiterführender Literatur zum Thema sucht. Die Betreuung in Sprechstunden ist sehr gut.
Wenn man Interesse zeigt und sich meldet, wird das auch schnell honoriert, die Dozenten merken sich, wer Initiative zeigt. In meinem Fall hatte ich viel zu lesen, meistens ein Buch pro Woche in jedem Kurs, das hat ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen. Wenn man sich nicht vorbereitet, kommt man im Kurs nicht mehr gut mit, in kleineren Kursen ist das bestimmt noch mehr so.
Da ein Großteil des College-Studiums in Amerika allgemein bildend ist, werden die Geisteswissenschaften mehr geschätzt als in Deutschland. Es fragt auch keiner, was man denn mit einem Englischstudium später mal machen will (Taxifahrer?), weil in den USA primär wichtig ist, dass man studiert hat, und nicht, was man studiert hat. Das war mal eine erfrischende Abwechslung.
Werden Sie oder haben Sie Ihre Kurse im Ausland in Deutschland anerkennen lassen?
Kann ich leider nicht, da ich noch auf Magister studiere und außerdem zu dem Zeitpunkt schon fast scheinfrei war.
Welche Tipps haben Sie für neue Interessenten?
Das Durchschnittsalter ist für manche Europäer ein Problem, da sie oft schon etwas älter sind und der durchschnittliche amerikanische Student 19 oder 20 Jahre alt ist und noch nicht mal Alkohol trinken darf. Das macht sich schon bemerkbar, wenn man als europäischer Student schon alleine wohnt und generell selbstständig ist. Da kann man sich in so einem Wohnheim etwas bevormundet fühlen und die Amerikaner etwas pubertär finden. Ich hatte damit kein Problem und auch eine Freundin, die schon 26 ist, hat sich daran nicht besonders gestört, aber meine italienische roommate war nicht so glücklich.
Wichtig: Warme Klamotten mitnehmen! Es war selten wärmer als 25 Grad und gegen Abend wurde es richtig kühl, nachts hatten wir meistens so um die 15 Grad höchstens. Außerdem weht meistens eine frische Brise vom Meer her. Dafür scheint fast immer die Sonne.
Im Blake's gibt es jeden Donnerstag für Studenten freien Eintritt, und es ist das einzige, was einem "Club" halbwegs nahe kommt. Wenn die um 2 Uhr morgens zumachen, sollte man sich unbedingt noch einen Hot Dog um die Ecke genehmigen. Wenn man's eher süß mag, gibt es auch warme Donuts im Kingpin Donuts.
An der Marina (ca. 45 Minuten mit dem Bus) gibt es das Skates on the Bay, wo man von 4 bis 6 in der Happy Hour sehr leckere Cocktails und Vorspeisen zum halben Preis kriegt, mit Blick auf die Bay. Die normalen Preise sind nicht unbedingt studentenfreundlich.
Für ein kleines Entgelt kann man auch an den Aktivitäten und Ausflügen vom International House teilnehmen, wenn man in Unit 2 wohnt. Dort gibt es auch ein Café/Bar, wo man Bier und Wein bekommt, wenn man volljährig ist.
Unbedingt das Umland kennenlernen! Außer San Francisco lohnt sich ein Ausflug in Richtung Monterey und Highway No. 1, ins Wine Country (Sonoma oder Napa), in den Yosemite-Park und zu Lake Tahoe. In Yosemite kann man auch ziemlich billig Fallschirmspringen.
Bei Enterprise Rent a Car kann man als Berkeley-Student Autos billiger mieten und auch schon unter 25 (normale Altersgrenze) fahren. Allerdings muss man früh reservieren, am Wochenende ist sonst alles weg.
Wie bewerten Sie die Betreuung durch GLS?
Die Betreuung durch GLS war super und hat mir die Organisation wirklich leicht gemacht, vor allem die Tipps für den Visaantrag waren sehr hilfreich.