Leon aus Berlin (links) hat sich gegen mehr als 70 Mitbewerber durchgesetzt, als er das in Kooperation mit dem DFH vergebene Vollstipendium gewann. Leon war an einer High School in den USA. Sehr lesenswert - seine Fotoreportagen in der High School Community 

Tipps von Stipendien-Gewinner Leo

Leon, du hast dich gegen mehr als 70 Mitbewerber durchgesetzt. Wie?

Ich persönliche denke, dass ich das Stipendium bekam, weil ich mich von der gängigen Masse schlichtweg abhob. Jeder kann mit vorgefertigten Phrasen einen engagierten Eindruck machen. Man darf jedoch niemals vergessen, dass Organisationen wie GLS eine Vielzahl solcher Bewerbungen täglich vorliegen haben.

Ich konnte mich sicherlich durch mein außerschulisches Engagement für die Endrunde um das Stipendium qualifizieren. Neben der Schule arbeitete ich jeden Samstag für die Berliner Tafel, die Lebensmittel an Hilfsbedürftige weiter gibt. Nach der Schule arbeitete ich an der Freien Universität im Fachbereich Physik.

Über ein Jahr lang forschte ich im Bereich der Elektronenspinresonanz-Spektroskopie und gewann anschließend Jugend Forscht Berlin und zog ins Bundesfinale ein. Wichtig ist es auch, besonderes Interesse in der Schule zu zeigen.

Meine Schule, die Schulfarm Insel Scharfenberg, ließ mich als Schülersprecher im weitesten Sinne selbstständig handeln, sodass Raum für die Initiierung von außerschulischen Projekten blieb. Ich fing an auf unserer Schule AGs und Wettbewerbe zu organisieren. Alles in allem bin ich fest davon überzeugt, dass soziales und jegliches andere außerschulische Engagement bei der Wahl eines Stipendiaten maßgebend sind.

Auch bei nur befriedigenden Schulnoten ist die Chance auf ein Stipendium nicht gemindert. Es geht GLS darum interessante junge Menschen kennen zu lernen und ihnen eine Chance zu geben, keinesfalls sie zu prüfen!

Wie hast du dich auf die verschiedenen Auswahlverfahren vorbereitet?

Um ehrlich zu sein hatte ich mich auf das Verfahren nicht besonders vorbereitet. Alle Unterlagen füllte ich an den verschiedensten Orten aus, manchmal in der Schulmensa, U-Bahn oder in der Universität an der ich zu diesem Zeitpunkt arbeitete; Meist jedoch spät abends wenn ich mit allen Hausaufgaben und anstehen Projekten fertig war. Wahrscheinlich kann ich diesen Aspekt heute als einen Pluspunkt betrachten. Indem ich mich nicht zu sehr auf den Bewerbungsprozess selbst konzentrierte, konnte ich Erfahrungen und Qualifikationen erlangen, die mich später das Vollstipendium gewinnen ließen.

Ich bewarb mich in meinem Bewerbungsprozess für drei besonders hohe Teilstipendien und zwei Vollstipendien. Schlussendlich gewann ich alle der drei Teilstipendien und das DFH-Vollstipendium. Beim PPP (Parlamentarisches Partnerschafts Programm) bewarb ich mich auch, kam auch unter die letzten drei, wurde dann leider jedoch nur zweiter. Bewusst war mir jedoch auch, dass das DFH-Vollstipendium den besten Ruf hatte. Meine Wahl stand somit schon früh fest.

Was rätst du zukünftigen Bewerber/innen?

Wichtig ist es sich auf keinen Fall “verrückt” zu machen. Ich selbst war in einer sehr prekären Situation. Meine Mutter ist alleinerziehend und konnte keinen Cent für mein Auslandsjahr hinzusteuern. Auch meine Großmutter und meine Tante hatten nicht die gegebenen finanziellen Möglichkeiten um mir auf meinem Weg zu helfen. Deshalb bewarb ich mich für eine Vielzahl von Stipendien. Es ist schwer in solch einer Situation ruhig zu bleiben, doch genau das kann ich heute jedem Bewerber raten. Geht ökonomisch vor! Recherchiert ausgiebig, fangt früh an die Bewerbungen abzuschicken und versucht immer im Kontakt mit der stipendiengebenden Organisation zu sein!

Im Bewerbungsprozess kommt es darauf an gelassen zu bleiben und sich keinesfalls zu viel Druck zu machen. Alle Aufgaben gewissenhaft zu erledigen ist das A und O. Man sollte keine Zeit verschwenden. So wie ich sollte man sich Alternativen offen halten. Bewerbt euch lieber bei zu vielen als zu wenigen Organisationen. Dennoch steht Qualität über Quantität. Bewerbt euch für Stipendien, bei denen ihr euch wirklich sicher seit, dass sie euch auf eurem Weg weiterhelfen und versucht auch im Bewerbungsprozess selbst darauf zu achten Schwerpunkte zu setzten. Meine Schwerpunkte waren meine Arbeit an der Universität, das Amt des Schülersprechers und mein Engagement bei der Berliner Tafel.

Welche Eigenschaften sollte man mitbringen, um einen erfolgreichen Aufenthalt im Ausland zu erleben?

Man sollte zu allem offen sein und Spaß daran haben zu entdecken. Am Anfang ist es relativ hart Austauschschüler zu sein. Das Essen ist anders, die Familie ist weit weg und Sprachbarrieren treten auf. Man braucht sich jedoch keine Sorgen zu machen Freunde zu finden. Die Idee dieses Jahres ist Kulturen auszutauschen, nicht sich abzukapseln.

Den besten Tipp den ich geben kann ist wahrscheinlich das Auslandsjahr als einen Neuanfang zu betrachten. Versucht euch frei von vorgefertigten Meinungen und jeder Art von Abläufen zu machen. Ich hatte persönlich nicht besonders viele Probleme mich einzufinden, doch auch ich kann nicht sagen, dass es immer einfach war.

Freunde helfen einem im Austauschland im besonderen Maße weiter. Zum einen findet man sich schneller ein und zum anderen bekommt man durch Freunde nicht besonders schnell Heimweh. Um ehrlich zu sein habe ich jetzt nach sieben Monaten noch nicht ein einziges Mal Heimweh gehabt.

Ich liebe meine Familie, bin jedoch so sehr beschäftigt neue Sachen zu schmecken, riechen, fühlen, hören und sehen, dass ich dem Jetzt mehr Wert zukommen lasse als dem Gestern. Jede Sekunde soll genutzt sein. Ich möchte diese Zeit zum Entdecken nutzen. Entdecktes mag jedoch auch interpretiert werden. Wahrscheinlich werde ich erst fähig sein meine Erfahrungen zu begreifen, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin. Ich möchte jedem Schüler raten alles aus dem Jahr herauszuholen. Wahrscheinlich ist es die beste Zeit eures Leben. Bleibt neugierig und hungrig auf neue Erfahrungen!