Privatschulen in Frankreich: Erfahrungen

Vorname:
Anja
Alter:
17
aus:
Forst
Schultyp:
Private Schule

Hier der Bericht von Anja:

Was waren für dich die drei größten Unterschiede zwischen Zielland und Deutschland?

Wenn man mal von der Sprache absieht, hab ich nicht schlecht geguckt, als sich ein mir unbekannter junger Mann zu mir runter beugte und mir einen Kuss auf die Wange gab - "faire la bise" kannte ich bis dahin nicht. Als nächstes fiel es mir in der ersten Zeit etwas schwer mich an die "Zeitverschiebung" zu gewöhnen, das heisst mann isst später, man schläft später - und man hat ganztägig Unterricht.

Ansonsten kann ich nur sagen, dass die Leute hier viel offener sind. Freundschaften, vor allem zwischen Mädchen und Jungen, sind viel einfacher. Da gibt es kein so blödes Getue wie es in Deutschland so oft der Fall ist. Ach ja, und das Essen! Der Ansdruck "essen wie Gott in Frankreich" kommt echt nicht von ungefähr. Für mich echt komisch war, dass es, egal zu welcher Mahlzeit, immer Baguette gibt, und mehrere Gänge. Wer nach einem französischen Abendessen noch Hunger hat, der hat was falsch gemacht!

Woran denkst du als erstes, wenn du an deinen Auslandsaufenthalt denkst?

Mein erster Gedanke ist immer "MEINE JUNGS!" Ich hab hier so gute Freunde gefunden, es tut mir im Herzen weh, sie zu verlassen. Allerdings werden wir natürlich in Kontakt bleiben und uns gaaanz oft besuchen.

Was hat dir besonders gut gefallen?

Die offene und freundliche Art der Leute hier hat mir das Leben um einiges erleichtert. Der erste Schultag war einfach furchtbar. Ich kannte niemanden, verstand fast kein Wort. Ich hab mich dann einfach an die Klassensprecherin meiner PremièreL gehängt. Muss für sie auch irgendwie nervig gewesen sein. Davon hab ich mich allerdings nicht abhalten lassen und mittlerweile ist sie eine meiner besten Freunde.

Und natürlich das vergleichsweise milde Klima - ein schneeloser Winter ist für Frostbeulen wie mich genau das Richtige ^_^

Wie sieht ein typischer Schultag aus? War es leicht, Klassenkamerad/innen kennen zu lernen?

Der grösste Unterschied ist natürlich, dass man in Frankreich den ganzen Tag Schule hat. Ich stehe früh gegen 6.15Uhr auf, damit meine Zimmergenossin und ich uns nicht im Bad ins Gehege kommen. Nach dem Frühstück geht's in die Schule, wo wir bis mittags Unterricht haben. Um zehn nach eins geht es dann wieder los, nochmal Unterricht bis um fünf.

Nach ner Dreiviertelstunde Ansgang sind dann entweder Aktivitäten oder "études" (Zeit für Hausaufgaben usw.) Nach dem Abendessen heisst es Abschied nehmen von den Jungs und wir fahren zurüch ins Internat, wo wir dann müde in die Kissen fallen - es sei denn, es gibt noch was zu erzählen, dann schlafen wir auch mal etwas später...

Leben in der Gastfamilie oder im Internat: Was ist ganz anders als zu Hause?

Die Woche verbringe ich im Internat. Dort lernt man schnell, sich an die anderen anzupassen. Einfach ins Bad, wenn einem so ist, geht nicht, man ist schliesslich nicht allein im Zimmer. Die Essenzeiten sind gregelt, genau wie die Arbeitszeit. Man ist ständig mit den anderen zusammen, wenn man mal Zeit für sich braucht, hat man halt Pech. Das Leben im Internat dreht sich nunmal nicht um einzelne Personen, sonder ist in der Gruppe organisiert. Wenn man sich allerdings erstmal daran gawöhnt hat und gelernt hat, macht es einfach unheimlich viel Spass!

Es hat ja schliesslich auch seine Vorteile: man ist nie allein, und wenn man Probleme hat oder dann doch mal Heimweh aufkommen sollte, ist immer jemand da, der hilft und einen auf andere Gedanken bringt. Und man findet natürlich auch schneller Freunde - wenn man ständig übernander hockt, lernt man sich sehr schnell kennen ... und lieben.

Das Wochenende in der Gastfamilie erfordert anfangs natürlich einige Umstellungen. Eine Angewohnheiten muss man zwangsläufig ablegen und andere dafür annehmen. Eine Gastfamilie ist, wie der Name schon sagt, eine richtige Familie. Da läuft nicht immer alles glatt, aber irgendwie geht es trotzdem immer, wie zu Hause halt.

Mit meinem Gastbruder hatte ich schon einige Reibereien, die wir allerdings immer gut gelöst haben ^_^ Das ist halt eine ganz normale Familie. Man ist ja nicht im Hotel, sonder lebt den ganz normalen Alltag. Ein bisschen im Haushalt helfen schadet ja nicht. Man braucht eben eine Weile, um sich einzugewöhnen, aber dann fühlt man sich wirklich wie "zu Hause", und so soll es ja auch sein.

Wie hast du die außerschulische Zeit verbracht?

Da ich in einer Privatschule mit Internat bin, ist die Freizeit natürlich relativ knapp bemessen. Eine halbe Stunde mittags und eine halbe bis ganze Stunde nach Unterrichtsschluss, je nach Wochentag. Dafür geniesse ich diese Zeit um so mehr, um mit meinen Freunden zusammen zu sein. Die Cafes in meiner Stadt sind zu den Ausgangszeiten immer überbevölkert, genau wie der nahe Supermarkt. Da sitzt man haltentspannt rum, trinkt nen Kaffee ode ne Cola und bespricht den Tag oder das Wochenende bzw. die Ferien.

Ferien ist übrigens ein gutes Stichwort. Diese habe ich entweder entspannt in meiner Gastfamilie verbracht und habe nur einige kleinere Ausflüge unternommen, nach Tours zum Shoppen zum Beispiel, oder ich war in Paris ein paar Freunde besuchen. Das waren natürlich die Höhepunkte. Die Hauptstadt besichtigen, die andern Touristen mitleidig belächeln, da man ja nun fast selbst Franzose ist und, und, und.

Am Wochenende ist oft volles Haus. Man trifft sich in der Familie oder unter Freunden, und die Mahlzeiten sind immer gigantisch ( wie Gott in Frankreich halt!)

Zurück
Alle Erfahrungsberichte ansehen