Privatschulen in Frankreich: Erfahrungen

Vorname:
Delia
Alter:
17
aus:
Berlin
Schultyp:
Private Schule

Hier der Bericht von Delia:

 

Was waren für dich die drei größten Unterschiede zwischen Zielland und Deutschland?

Der Unterschied in der Mentalität ist mir als erstes aufgefallen. Franzosen sind meiner Ansicht nach viel entspannter. Da kann es auch schon mal vorkommen, dass man sich nicht wirklich auf Termine und bestimmte Uhrzeiten verlassen kann. Verspätungen werden dann gerne mit dem typischen Spruch „T´inquiètes pas. Tranquil!“ abgetan.

Ein weiterer Unterschied ist natürlich das Klima und die Nähe zum Meer. Allerdings ein Unterschied an den man sich beunruhigend schnell gewöhnt, was dazu führen kann, dass man in Deutschland alles triste und öde findet und am liebsten in Frankreich bleibt.

Der letzte Unterschied ist die Art des Lehrens. Zwischen Lehrer und Schüler besteht eine eher distanzierte Beziehung. Auch wenn Lehrer stets hilfsbereit sind und sich bemühen, dir bei Fragen weiterzuhelfen. Dennoch ist an der Aussage, dass in Frankreich „Frontal-Unterricht“ herrscht, etwas Wahres. Der Lehrer kommt im Regelfall 3 Minuten zu spät, setzt sich an seinen Pult und fängt an zu „predigen“. Am Ende der Unterrichtsstunde ist er der erste, der den Raum verlässt. Dies ist allerdings nach meiner Erfahrung nur bei Fächern wie Französisch, Erdkunde, Geschichte und Englisch der Fall.

Woran denkst du als erstes, wenn du an deinen Auslandsaufenthalt denkst?

Als erstes denke ich an meine Freunde und an die gemeinsamen Erlebnisse. Die Leute, die man in seinem Gastland kennen lernt sind meiner Meinung nach das Wichtigste. Nur sie können dir die Sprache, das Land selbst und die Lebensweise am besten nahe legen. Des weiteren denke ich natürlich an die tolle Umgebung und Landschaft. Wenn man von seinem Klassenzimmer Aussicht aufs Meer hat, ist das etwas, das man so schnell nicht wieder vergisst.

Was hat dir besonders gut gefallen?

Besonders gut hat mir die lockere und entspannte Atmosphäre in meiner Schule gefallen. Es gibt keine feindlichen Blicke unter den Klassen und Klassenstufen. Auf dem Schulhof steht man in Grüppchen und unterhält sich. Was man an Kleidung anhat ist egal.

Dennoch war trotzdem immer der Ehrgeiz präsent, gut abzuschneiden bei schulischen Leistungen, worunter die Beziehungen unter den Schülern jedoch nie gelitten haben. Man ist freundlich und hilfsbereit untereinander und vor allem offen für neue Bekanntschaften.

Wie sieht ein typischer Schultag aus? War es leicht, Klassenkamerad/innen kennen zu lernen?

Morgens steht man um ca. 7.15 Uhr auf und geht dann zur „Agora“, wo man mit seiner „Carte de Self“ sein typisches französisches Frühstück bekam. Danach zurück in sein Zimmer, Schultasche holen und den täglichen Aufstieg zur Schule antreten, wobei man schon positiverweise die Hälfte seines „petit déjeuner“ verdaut. Das Schulgelände liegt auf einem Berg und besonders anstrengend ist das nach dem Sportunterricht ganz unten im Tal wenn man danach im Salle 810 ganz oben Mathe hat. Um 12 oder 1 Uhr hat man eine Stunde Mittagspause. Von dieser Zeit verbringt man meistens noch 15 Minuten in der „queue“ vor dem „self“. Nach dem Mittagessen geht der Unterricht weiter bis meistens um 5 Uhr. Abendessen fängt um halb 7 Uhr an. In der Zwischenzeit bin ich meistens joggen gegangen und habe den Tag noch mal auf mich wirken lassen. Nach dem „diner“ warten dann leider auch noch die „devoirs à la maison“ auf einen. Doch so viele waren das meistens gar nicht. Nach ein bisschen Zeit für sich (DVD gucken, lesen, etc.) fällt man todmüde ins Bett und ist gespannt, was der nächste Tag bringen wird.

Ich fand es einfach neue Leute kennen zu lernen. Ich habe mich am ersten Tag einfach an ein paar Leute rangehängt und viele Fragen gestellt. Da lernt man die einzelnen Personen schon ganz gut kennen. Man muss nur offen sein, keine Angst haben Fehler beim Sprechen zu machen und auf die Leute zu gehen.

Leben in der Gastfamilie oder im Internat: Was ist ganz anders als zu Hause?

Das Leben in einem Internat ist etwas ganz anderes als zu Hause bei seinen Eltern. Als erstes kann man sich sein Zimmer ganz alleine gestalten und mit den Postern behängen, die man schon immer an der Wand haben wollte. Eine Umstellung ist es, wenn man sich das Zimmer mit jemandem teilt. Aber nach einer Weile gewöhnt man sich daran. Die Duschen sind auf dem Gang, so wie die Toiletten auch. Während der Nacht ist Rücksicht gefragt, was viele erst lernen müssen. Man ist im Großen und Ganzen auf sich alleine gestellt. Muss alleine zum Essen gehen, die Hausaufgaben machen und der Gute-Nacht-Kuss bleibt auch aus. Kurz: Das Leben im Internat ist wie in einer Groß-WG und man schnell selbstständig, was eine wichtige Vorraussetzung für die Zukunft ist.

Wie hast du die außerschulische Zeit verbracht?

Nach der Schule bin ich sehr gerne joggen gegangen und habe immer neue Strecken erkundet. Oft haben mich Freunde begleitet, was einfach mehr Spaß macht als nur die ganze Zeit alleine mit Musik im Ohr zu rennen.

Am Wochenende bin ich mit meinen Freunden viel an den Strand, shoppen oder auf einen Schulausflug gegangen. Abends haben wir im Internat gerne DVD-Abende gemacht bei einem im Zimmer. Toll war es auch immer auf den Ausflügen nach „Carrefour“. Man hat sich dann mit Essen, Süßigkeiten und sonstigen Notwendigkeiten für die nächste Woche eingedeckt. Abends war man oft im „Salle d´internet“ und hat mit seiner Familie und Freunden gechattet.

Im Großen war einem nie langweilig und wenn doch einmal, hat man sich einfach nur auf sein Bett gelegt und versucht zu realisieren, was für tolle Erlebnisse und Erfahrungen man macht und wie gut es einem geht.

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