Privatschulen in Frankreich: Erfahrungen

Vorname:
Stefanie
Alter:
17
aus:
Ehningen
Schultyp:
Private Schule

Hier der Bericht von Stefanie:

Da ich ja jetzt schon vor zwei Wochen aus Frankreich zurückgekommen bin, konnte ich meine Eindrücke schon viel besser verarbeiten und einordnen und daran möchte ich euch einfach teilhaben lassen.

Natürlich gab es viele Unterschiede vom Leben in Deutschland und in Frankreich aber die waren jetzt nicht so unglaublich riesig wie zum Beispiel die von Deutschland und Japan. Das Schulsystem ist aber auf jeden Fall eine Umstellung, denn man bleibt von acht Uhr morgens bis um halb sechs abends in der Schule, was am Anfang echt nicht leicht ist, da man fast seine gesamte Zeit in der Schule verbringt.

Eine Sache mit der ich auch nicht so zu Recht kam, war die abrupte Umstellung meiner eigenen Möglichkeiten mich zu bewegen. In Deutschland kam jede halbe Stunde ein Bus, eine S-Bahn oder U-Bahn und da ich total auf dem Land gewohnt habe musste ich immer meine Gastfamilie fragen mich irgendwo hinzufahren, da nur einmal am Tag ein Schulbus vorbei kam. Ansonsten musste ich mich noch daran gewöhnen nicht so viele Freunde zu sehen oder weg zu gehen wie ich das aus Deutschland noch gewohnt war. Das hat sich zum Ende hin dann schon geändert aber aller Anfang ist eben schwer.

Wenn ich jetzt daran zurück denke wie es in Frankreich war oder was mich bewegt hat, denke ich als allererstes an die Freundschaften die ich gewonnen habe. Dieses Jahr hat mich so viel weiter gebracht, aber das wichtigste sind die Leute. Ohne sie wäre ich niemals so glücklich gewesen, mit all den Hoch- und Tiefpunkten.

Besonders schön fand ich es wie wir drei Ausländer in meiner Klasse und in der Schule aufgenommen wurden. Die Mentalität der Franzosen, die auf einen zukommen und dich gleich mal mit Küsschen begrüßen auch wenn sie nichts weiter von dir kennen als deinen Namen und wissen, dass du aus einem fremden Land kommst. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn man ein bisschen offen ist und auf sie zugeht, kommt es hundertfach zurück.

Der typische Schulalltag war ziemlich lang, wie ich es vorher schon gesagt habe. Manchmal haben sind wir von unserem Nachbarn in die Schule gefahren worden, ansonsten haben wir, das heißt, mein Gastbruder, unsere Nachbarin und ich den Bus genommen. Die Schule ging um acht Uhr los und wir hatten 4 Schulstunden, und manchmal 5 bis zur Mittagspause, die eine Stunde und dreißig Minuten gedauert hat, was gut war um mit Freunden zu essen, zu reden und zu entspannen. Aus war sie dann um halb sechs, wenn nichts ausgefallen ist und es nicht Mittwoch war (da haben alle um zwölf aus). Es gab auch recht viele Hohlstunden die auf dem Stundenplan standen, verglichen mit Deutschland, das aber auch nur weil man nicht verpflichtet war, manche Fächer zu belegen, wie zB Kunst oder Latein.

In Frankreich war die Schule sehr viel strenger und überwachter als in Deutschland. Man musste sich in jeder Stunde in eine Liste eintragen, damit man sichergehen konnte, dass niemand fehlt und in der „Permanence“ der Raum, in den man in den Hohlstunden hin sollte, war absolutes Redeverbot. Man durfte nicht auf den Gängen herumlungern und das Schulgebäude nicht verlassen. Ich denke aber, dass das nicht in allen französischen Schulen so ist, denn meine war eine katholische Privatschule. Es wurden auch Sport und andere Aktivitäten in der Mittagspause angeboten, was allerdings ziemlich stressig war.

Das Leben in der Gastfamilie erfordert ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit. Es gab viele kleine Dinge, die man von daheim nicht gewohnt war und die manchmal nicht leicht zu durchschauen waren. Ich hatte das Gefühl, dass der Familie die Harmonie wichtiger war als auch mal Streitereien offen auszutragen. Das sind sicher kulturelle Unterschiede, die für mich aber nicht leicht zu akzeptieren waren.

Das gemeinsame Essen, war z. B. sehr wichtig und man durfte auf keinen Fall zu spät kommen oder fehlen. Mit diesem Schulsystem war es ja nicht wirklich möglich so viel in meiner Freizeit zu unternehmen, zumindest wenn Schule war. Am Wochenende kann man aber auch Sport machen, ich zum Beispiel bin geritten und habe mich viel mit Freunden getroffen. Im Großen und Ganzen kann ich nur jedem empfehlen ein Jahr lang weg zu gehen, mit allen Höhen und Tiefen.

Ich fand es einfach genial!!

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