int(5) array(2) { ["uid"]=> int(31) ["nav_title"]=> string(22) "High School Frankreich" } Erfahrungsbericht High School - Schüleraustausch Frankreich: Private Schule, Montpellier

Privatschulen in Frankreich: Erfahrungen

Vorname:
Nora
Alter:
16
aus:
Berlin
war:
für ein Semester in Montpellier, Frankreich
Schultyp:
Private Schule

Hier der Bericht von Nora:

Als aller erstes, wenn man vor hat, ins Ausland zu gehen, sollte man sich versuchen bewusst zu machen, dass dort alles anders sein wird als zu Hause, auch wenn man das Gefühl hat, sich so gut darauf vorbereitet zu haben, dass es besser kaum noch geht, und meint alle Macken der in meinem Fall Franzosen schon zu kennen. Ich kann mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass dem nicht so ist (sonst wäre es ja auch langweilig und man könnte es gleich lassen) und das definitiv ALLE, die ins Ausland gehen, sei es, dass sie nun ein tolles oder ein eher nicht so angenehmes Jahr verbracht haben, mit sehr vielen neuen (positiven wie negativen) Erfahrungen wieder kommen und bestimmt viel über die Sprache, das Land aber auch sich selbst gelernt haben. Ich rate jedem, damit seine eigenen Erfahrungen zu machen und werde dashalb jetzt nur einen Rückblick geben, wie ich aus heutiger Sicht meinen Aufenthalt in Montpellier (tolle Stadt!!!) sehe.

Auch wenn Frankreich und Deutschland Nachbarstaaten sind, sind sie so verschieden wie Berg und Tal, was man nicht unbedingt merkt, wenn man wieder mal in Nizza Urlaub macht, Urlaub und richtig in dem Land leben sollte man nicht vergleichen. Ein großer Unterschied war zum Beispiel das Essen in Frankreich: morgens wird kaum gegessen, dafür dann mittags schon um zwölf (was anfangs doch SEHR gewöhnungsbedürftig ist) und abends sehr spät, oft erst gegen neun. Außerdem stehen mittags und abends warme Mahlzeiten auf dem Speiseplan, was zur Folge hat, das man unschwer ein paar Kilo zunehmen kann (allerdings habe ich gehört, dass sei in allen anderen Ländern auch so, also keine Sorge).

Der zweite große Unterschied ist natürlich der lange Schultag, an dem man außer mittwochs erst gegen 5 oder 6 die Schule verlässt, Hausaufgaben nicht eingerechnet. Der allergrößte Unterschied ist aber wohl doch die Menschen in Frankreich, und auch wenn immer wieder gesagt wird, es seien nur einige Personen, die vielleicht ein bisschen anders sind, bleibe ich dabei: Die Franzosen haben eine komplett andere Mentalität und Lebensweise! Die ist weder positiv noch negativ, allerdings bleibt deswegen der berühmt berüchtigte „Kulturschock“ auch in Frankreich nicht aus. Man kann auch nicht genau sagen, was das ist, dass Deutsche und Franzosen so unterschiedlich macht, ich jedenfalls kann es nicht so in Worte fassen, dass es allgemein gültig wäre.

Wenn ich an meinen Aufenthalt in Montpellier zurück denke, fallen mir als erstes die ganzen netten Menschen ein, die ich kennen gelernt habe, viele Franzosen natürlich, speziell meine Klasse war wirklich nett, aber auch die ganzen Deutschen, mit denen man seine Probleme geteilt hat, die man unterstützt hat und von denen man unterstützt wurde, mit denen man aber vor allem unglaublich viel Spaß hatte. Ich habe immer noch mit vielen Franzosen und auch Deutschen Kontakt, was bestimmt die beste Sache an meinem Aufenthalt war.

Als einen besonders positiven Punkt möchte ich das Internat hervorheben: das Essen war zwar nur gerade essbar und auch die Regeln waren alles andere als locker, jedoch ist es ein echter Trumpf, wenn man auch nach der Schule noch Freunde sehen kann (was in der Gastfamilie oft nicht möglich ist, da es schon zu spät ist), und auch mal von der Familie eine Pause hat, was natürlich gerade dann gut ist, wenn man sich nicht so blendend versteht. Ich gebe zu, dass es anfangs sehr ungewohnt und gewöhnungsbedürftig war. Durch das Internat macht man aber Erfahrungen, die man in Deutschland so nicht alle Tage machen kann.

Wie schon erwähnt, muss man sich gerade was die Schule angeht doch sehr umstellen: Bis halb sechs nur zu Sitzen ist wirklich LANGE, auch wenn dazwischen eineinhalb Stunden Pause sind, und die erste Woche war ich wirklich unglaublich fertig, wobei natürlich auch der ganze Druck und die Aufregung damit zu tun haben. Man gewöhnt sich nach einiger Zeit doch daran, und auch die DS (ein Nachmittag in jeder Woche, der per Stundenplan festgelegt ist, wo nur Arbeiten geschrieben werden, jede Woche ein anderes Fach) werden erträglich, speziell natürlich mit dem Hintergedanken, das die Noten bei uns in Deutschland eh nicht so wichtig sind. Auch sonst ist das französische Schulsystem bekanntermaßen sehr unterschiedlich von dem unsrigen, da man sich für eine der drei Optionen L (Sprachen), ES (Wirtschaft) und S (Naturwissenschaften) entscheiden muss. Dementsprechend hat man dann überwiegend Fächer, die in diese Richtung gehen und ist damit nur sehr einseitig gefordert. Ich war in dem L-Zweig und rate dies auch jedem, da es wahrscheinlich noch der einfachste der drei ist. Allerdings sollte man sich darauf gefasst machen, dass in den 6 Stunden französisch die Woche fast nur Gedichte interpretiert werden, was für Ausländer wie uns fast unmöglich ist. Der praktische Punkt ist, dass die Naturwissenschaften dort vernachlässigt werden, und man da gut Punkten kann, da es doch für uns selbst in französisch nicht schwer ist. Die Art des Unterrichtens ist auch von Grund auf anders, so wird dort vom Lehrer, einer Autoritätsperson, überwiegend diktiert. Jedoch muss man der Gerechtigkeit halber sagen, dass dies gerade leicht im Umschwung zu sein scheint und nun auch an französischen Schulen mehr mündlich gemacht wird, jedoch lange nicht so viel, wie bei uns. Da die Schule so lange dauert, hat man danach keine Zeit mehr für außerschulische Aktivitäten, so etwas muss auf Mittwoch verlegt werden. Ich war zum Beispiel mit einer Freundin jede Woche schwimmen, was nach der ganzen Sitzerei immer sehr gut getan und wenigstens für ein bisschen Bewegung gesorgt hat. In unserer restlichen Freizeit haben wir jedoch das Klischee der Franzosen erfüllt, und fanden uns häufig zu großen Gruppen in einem der so zahlreichen, hübschen Cafés der wirklich traumhaften Stadt wieder.

Ich denke, man sieht die Unterschiede zwischen zu Hause und dem Internat nun schon ganz gut, nur zu Gastfamilien wäre noch etwas zu sagen:

Auch, wenn einem gesagt wird, dass man sich wie zu Hause fühlen soll, ist dies sehr viel leichter gesagt als getan, da man doch der Familie alles Recht machen und nicht der Verursacher großer Umstände sein will. Gerade in Bezug auf die Höflichkeit, die in Frankreich sehr groß geschrieben wird. Trotzdem ist es unbedingt notwendig für einen selber, aber auch die Gastfamilie, dass über mögliche Probleme geredet wird, und zwar so schnell wie möglich! Auch sei es nur das Problem, dass man etwas Bestimmtes zu essen nicht mag, die Gastfamilien fühlen sich meistens gekränkt, wenn man zur Organisation läuft und sie es so erfahren. Genauso kann dies natürlich umgekehrt passieren…auch die Familien vermeiden manchmal den direkten Konflikt, und man wird plötzlich über Probleme durch die Partnerorganisation im Ausland informiert. Man lernt also eine ganze Menge über interkulturelle Kommunikation…

 

Ich hoffe, ich konnte Vielen mit dieser kurzen Einschätzung etwas weiterhelfen, und hoffe, ihr verbringt eine tolle Zeit in Frankreich, Montpellier kann ich auf jeden Fall empfehlen!!

Wenn ihr noch mehr Fragen habt, könnt ihr Euch gerne auch bei mir melden.

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